Das Alter ist keine Schwäche

Wo immer man hinhört, kommt das Alter in Gesprächen denkbar schlecht weg. Vor allem Jüngere sind mit Prophezeiungen schnell bei der Hand: "Jeder kann Alzheimer bekommen - Jeder sei ein potenzieller Pflegefall - Die Lernfähigkeit (und so einiges mehr) hörten allmählich auf." Um nur einige zu nennen.

Ich staune: Woher wissen die das so genau?

Wenn ich diesen Prophezeiungen glaube, läuft meine Zeit als freier, unabhängiger Mensch gerade ab. Für diese Prognose habe ich nun Jahrzehnte gelebt, mich gekümmert, abgemüht, Erfolge erzielt, an mir gearbeitet? Da stimmt doch irgendetwas nicht. So funktioniert kein lebendiges Leben.

Das Alter ist keine Schwäche

Das Alter hat bei uns einen Makel, das ist nichts Neues. Mich interessiert, wie sich dieser Makel abstreifen lässt. Statt "in Würde" alt zu werden, interessiert mich, wie wir es schaffen, selbstbestimmt älter und alt zu werden. Einmal davon abgesehen, dass mir "in Würde zu altern" viel zu abgehoben klingt, geht das auch am Kern vorbei. 

Es liegt in der Natur des Menschen, alles tun zu wollen, damit es ihm besser geht. Darin liegt seine Würde. Was aber lässt sich tun, wenn jetzt schon klar ist, dass im Alter ein solches Drama auf uns zurollt? Es gehört nicht viel dazu, sich davor zu fürchten.

Vor dem Hintergrund meiner Prämisse, dass es kein Alter, sondern nur ein Leben gibt, müssten wir früher anfangen. Gelebt wird immer Jetzt. Nicht gestern oder morgen, sondern jetzt. Selbst Erinnerungen an schöne oder weniger schöne Erlebnisse, werden jetzt erlebt. Auch die Gehirnforschung bestätigt, dass Veränderungen nur in der Gegenwart stattfinden.

Was wäre, wenn ...

wir bezüglich älter werden und alt sein aus gewohnheitsmäßigem Denken aussteigen? Leider ist das nicht so einfach, wenn es um die eigene Gesundheit und die nahe stehender Menschen geht. In diesen Punkten sind wir verletzbar.

Es könnte leichter fallen, wenn das "System" durchschaubar wird. Wenn (wir alle älter werden) - dann (nehmen auch die Pflegefälle zu). Das ist eine typische Konstruktion von Glaubenssätzen. Ihre Wirksamkeit entsteht durch permanente Wiederholung. Irgendwann sind sie zu einer eingefleischten Gewohnheit geworden. Wer Sport treibt, weiß das. Wer ein Musikinstrument spielt, auch.

Wenn - dann ...

Aus Wiederholungen werden Glaubenssätze zu sehr effektiven Autopiloten - sie funktionieren auch im Schlaf. Für ein positives Beispiel stehen Jugendliche, die stets und ständig von der Volljährigkeit und der damit verbundenen Freiheit träumen und das auch kund tun. So ein positiver Glaubenssatz weckt Vorfreude und macht Lust auf Pläne.

Auch kleine Kinder sind ein positives Beispiel: Sagt man ihnen, sie bekämen auch ein Messer zum Schneiden, wenn sie größer sind, vergessen sie das nie und freuen sich darauf. Mehr noch, sie streben es von ganzem Herzen an.

Sagt man einem Mitte Vierzigjährigen, nun fangen allmählich die Zipperlein an, wird er es genauso wenig vergessen. Nur ohne Vorfreude.

Was macht das Alter zum Alter?

Die Falten? Die Krankheiten? Graue Haare? Ich behaupte ja, es gibt kein Alter, nur ein Leben. Merkwürdigerweise gibt es bei uns eine fast symbiotische  Verschmelzung von Alter und Aussehen. Da bleibt es nicht aus, den äußeren Anschein möglichst lange wahren zu wollen. Zu einem hohen Preis: Es tut weh und ist teuer.

  • Von Nena dagegen stammt die Aussage, man sei erst dann alt, wenn man keine Ideale mehr hat.
  • In Kürze beginnt in Düsseldorf die Ausstellung einer 102 Jahre alten Malerin, die ihr erstes Bild erst mit 89 verkauft hat. Mittlerweile stellt sie ihre Bilder weltweit aus - auch Alter und  Rollstuhl halten sie nicht auf, weitere Werke zu schaffen.
  • Mein anderes schönes Beispiel ist James Lovelock. Ein 98jähriger Wissenschaftler (Die Erde und ich), der täglich seine 12 km am heimatlichen Strand entlang läuft.
  • Mein Lieblingsbeispiel ist der 94jährige Jonas Mekas (natürlich auch weil ich ihn live auf einer Lesung erlebt habe!!). Ein weiterhin sehr aktiver Filmemacher und begnadeter Poet, dem ich auf Facebook folge.

«Das gelingende Leben passiert dann, wenn ich es wage, meine Ideen umzusetzen.» Reinhold Messner

Vorsorgen ist besser als heilen

Was hält gesund und was macht krank? Gedanken haben die Kraft sich zu verwirklichen. Diese Kraft ist kostenlos und reich an ungenutztem Potenzial, mit dem wir z. B. unsere Gesundheit selbstbestimmt fördern und erhalten könnten.

«Aber die verschiedenen Phänomene des Zeitgeschehens zeigen sehr deutlich, dass wir im Moment wohl geistig am Ende der Fahnenstange angelangt sind.» Ingo Hagel, Vorstand des Umkreis-Instituts e.V.

"Geistig am Ende der Fahnenstange" trifft es ziemlich genau. Das bisherige Denken bringt Niemanden mehr weiter. Alter, Gesundheit und Leistungsfähigkeit müssten neu gedacht werden, allein schon aus Kostengründen. Und nun?

Was hat der goldene Oktober mit dem Alter zu tun?

Wir genießen ihn. In ihm spüren wir noch die Leichtigkeit, Wärme und Kraft des Sommers. Wir wissen, die bunten Blätter halten sich nicht mehr lange an den Ästen und sind doch so prachtvoll. Wir erleben die satte Ernte von Äpfeln, Birnen und Trauben und freuen uns darauf, sie zu verarbeiten. Und uns an ihnen zu stärken. Es gibt wohl kaum jemanden, dessen Herz bei diesem Anblick nicht höher schlägt. Wie viel schöner wäre es, vom goldenen Oktober des Lebens zu sprechen? Von einer reichen Lebens-Ernte?

Das Alter hat Magie

Für jeden Menschen hat das Leben reichhaltiges Wissen mit sich gebracht, sehr viele Erfahrungen und eine Anzahl an Neuanfängen. Je länger es dauert, um so reichhaltiger. Wer älter geworden ist, weiß wie es sich lebt. Kennt die Durststrecken und ihre Überwindung.

Es gäbe so viele gute Gründe, eine gute Zukunft vor sich zu sehen, wenn ... ja wenn die eingeimpften Glaubenssätze von Mangel und Gebrechlichkeit, und der damit verbundenen Angst, nicht wären.

Das Alter ist Erntezeit. Gewiss, man kann die heruntergefallenen Äpfel auf dem Boden liegen und verfaulen lassen. Oder eben aufheben und etwas daraus machen. 

Die große Verwechslung

Bis zur Lebensmitte wird aufgebaut - eine stabile berufliche Grundlage oder Karriere, Partnerschaft und Familie, ein gutes Wohnumfeld. In diesem nach außen gerichteten Leben erfüllt sich naturgemäß nicht alles. Die ersten Zweifel und Verlustängste melden sich dann in der  Lebensmitte. Auch ein unbestimmter Kummer fängt an zu nagen - und siehe da - das Phantom Alter steht plötzlich mitten im Raum. Ja genau, daran liegt es!! 

Das ist ein großer Irrtum. Ein sehr großer, wenn man es genau nimmt. Die unruhige Lebensmitte ist keine Alterserscheinung, sondern ein Weckruf. Ein Weckruf der Seele, nach innen zu schauen, das Wesentliche zu erkennen und Lebensbrüche zu heilen.

Die Seele will wachsen, und zwar bis zum letzten Atemzug. Die Seele, und damit auch die Gefühle, kennen weder Alter noch Verfallsdatum.

Die Weichen in der Lebensmitte neu stellen

Nicht etwa, weil das Leben ab jetzt ein Verfallsdatum hat. Es beginnt eine neue, andersartige Persönlichkeitsentwicklung. Jetzt wird es wichtig, die eigene ganzheitliche Wahrnehmung in den Focus zu rücken und sich selber mehr zu glauben, als anderen. Echt werden und nicht alt, ist mein Motto.

Ganz natürlich bleiben dabei lieb gewordene Glaubenssätzen auf der Strecke. Aber viele davon haben sich sowieso überholt, um die ist es nicht schade.

Werde aktiv ...

Bilde aktiv neue Glaubenssätze, die jetzt besser zu deinem Leben passen. Wirf Überholtes ab und die Reise wird leichter. Dann bleibt auch im Alter der Rücken gerade und die Beine bleiben leicht.

«Die wirksamste Medizin ist die natürliche Heilkraft, die im Inneren eines jeden von uns liegt.» Hippokrates

Für diejenigen, die es sich erlauben, beginnt eine Zeit der Klärung und neuen Stabilität, wenn der alte Schmerz nicht mehr verdrängt wird. Krankheiten und Unpässlichkeiten ab der Lebensmitte deuten immer auf ein inneres Ungleichgewicht und emotionalen Stress hin. 

Überprüfe deine Denkgewohnheiten und lasse Neues zu, dann musst du später auch nicht die immer gleichen Geschichten erzählen, die (leider) niemand hören will. Ganz nebenbei hat das auch eine hohe gesundheitliche Relevanz: Wer nach innen geht und dort aufräumt, entwickelt neue Kräfte.

Das Alter ist in Wirklichkeit keine Schwäche, sondern eine Zeit neu entdeckter Stärke.

Ich wünsche dir eine unglaublich spannende Entdeckungsreise zu dir selber.

Es kann nur besser werden!

Das Alter ist keine Schwäche 1

P.S.: Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass lebenslange Gesundheit möglich ist. Das Potenzial dafür ist vorhanden.

 

 

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